Ich weiss, der grösste Teil meines Blogs handelt von Erlebnissen beim Zugfahren. Meistens wird daraus eine witzige Situation. Doch nun muss ich etwas ernster werden. Ja es tut mir Leid lieber Leser, aber es muss sein. Zumindest ernster als sonst.
Ich fahre manchmal auch tagsüber im Zug. Externe Termine in der Stadt sind nur in vernünftiger Zeit mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Doch noch besser ist, dass ich dabei andere Menschen beobachten kann. Nicht die üblichen Berufspendler und Wanderer. Meistens Hausfrauen, Schichtarbeiter und Schüler, wobei letztere den Geräuschpegel öfters in die Höhe treiben… So reise ich auch heute zurück an meine Arbeitsstätte und blicke mich etwas im Zug um. Eine Rentnerin mit Einkaufswagen, ein Handwerker am Telefon und zwei Lernende. Diese unterhalten sich über den am Vormittag besuchten Kurs, dann über die Dozenten und schon landen sie bei privaten Themen.
Nachdem sie ihre letzten Party Locations (früher nannte man das Ausgangsziele) ausgetauscht haben, wechselt das Gespräch abrupt zu Haustieren. Ich besitze selbst Katzen, was das Thema und die Gedanken meiner Mitmenschen darüber für mich interessant macht. Hunde… nicht mein Tier, Meerschweinchen… ich gähne bald. Dann ein mir noch völlig unbekanntes Tier: das Minischwein auch Mini Pic genannt. Ich spitze meine Ohren. Wie ich merke, bin ich nicht der Einzige im Zug, der keine Ahnung über diese Tiergattung hat. So wird das Gespräch der beiden zum einseitigen Referat.
Es sind also Schweine die klein bleiben. Welchen Sinn soll das haben? Sie sehen unheimlich süss aus. Aha! Sie werden nur so gross (zeigt mit der Hand die grösse einer ungefähr neun Monate alte Hauskatze). Wie klein sind die den bei der Geburt? Kene Ahnung wie lange die leben. Wäre vor der Anschaffung vermutlich wichtig zu wissen! Die sind sooooo süüüüsssss…. Hatten wir das nicht schon mal? Kann man sicher bei Amazon bestellen. Ich bezweifle, dass diese Plattform wirklich alles verkauft. Zudem wäre eine Lieferung eines Tieres per Post schlicht Tierquälerei! Warte ich google mal. Gute Idee, ich auch.
Auf meinem smarten Telefon tippe ich unbedacht Minipic ein und stelle fest, dass ich eine Salami Marke finde. Ist das der Endzustand der kleinwüchsigen Borstentiere? Ein paar Zeilen weiter unten finde ich dann die Schreibweise ‚Mini Pic‘. Dem Link folgend finde ich mich auf einer die kleinen Schweine beschreibenden Seite wieder. Die Tiere sind im ausgewachsenen Zustand zwischen 30 und 70 Kilogramm schwer. So klein ist das gar nicht, eher in der Gewichtsklasse eines Hundes. Fasziniert lese ich weiter. Ich will nun wissen, wo die Natur dieses kleine Wunder erschuf. Aber es kommt immer anders als man denkt. Die Tiere wurden durch Menschen gezüchtet. Der Zweck ist nicht, kleineren Speck zu haben. Vielmehr geht es um Tierversuche. Dort nehmen die Mini Pics weniger Platz in den Laboratorien ein. Nun werden diese Tierchen als Haustiere (aber nicht ausschliesslich in der Wohnung) angeboten. Ich kann nicht mehr. Erst werden Tiere klein gezüchtet, damit diese besser in Biologielabore passen und dann enteckt jemand, dass diese sich auch als Haustiere verkaufen lassen. Zweimal Fail des Geldes wegen.
Die beiden schauen sich derweil Bilder der kleinen Schweine an und kommentieren mit ’süss‘, ‚knuffig‘ und ‚jöö‘. Da kommt die Ansage meiner Station durch die Lautsprecher. Ich bin froh, dem entfliehen zu können und meine Gedanken zu ordnen. Auf meinem Weg zum Ausgang gehe ich langsam und genau neben den beiden schaue ich auf den Bildschirm meines Telefons und sage „es gibt kleine und grosse Schweine“. Das Gespräch der beiden verstummt. Ich habe keine Hoffnung verstanden zu werden, aber der gedankliche Samen ist gepflanzt.
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