Falls ihr plant Kinder zu haben, lasst euch warnen. Der folgende Text zeigt nur eine Seite des Elternseins. Die andere Seite – das Lächeln eures Kindes – macht alles wieder Wett. Also keine Panik, Kinder zu haben ist mit Ausnahmen (siehe Kinder sind Scheisse, Eltern auch) grossartig.
Wie doch aus den niedlichen Babys in rasender Eile Teenager werden. Wo gestern noch Barbie und Polly Pocket standen tummelt sich heute Nagellack und Lippenstift. Gut, die Kleine ist nicht mehr so klein und wird halt langsam erwachsen. Trotzdem ist sie meine Kleine, auf die ich stolz bin. Wären da nicht diese unangenehmen Nebeneffekte. Die Musik ist anders und lauter. Der Pluspunkt hier ist, dass wenigstens die Zimmertüre geschlossen ist. Eigentlich ist dies sogar ein permanenter Vorteil. Ich muss das Chaos in dem Raum nicht betrachten. Die Unordnung variiert dabei zwischen verschiedenen Stufen.
‚Es ist doch aufgeräumt‘ bedeutet dabei, ich kann auf einem schmalen Pfad vom Schrank zum Bett gehen, ohne auf etwas zu treten.
‚Mir doch egal‘ ist mir noch nicht klar: Ist es nun egal, wenn etwas zertrampelt wird oder dass das Gehen nur mit geschlossenen Schuhen möglich ist.
Die beste Reaktion ist aber ‚Ach das meinst du…‘. Damit teilt sie mir mit, dass sie selbst der Meinung ist, jemand müsse endlich mal aufräumen. Dass dieser jemand die Person ist, welche sie jeden Tag im Spiegel sieht, benötigt dann noch ein paar Anläufe.
Als ob diese Kämpfe – und jene mit den üblichen ‚Schliesse die Türe, wenn du herein kommst.‘, ‚Lass nicht immer deine Sachen im Wohnzimmer herumliegen.‘ oder ‚Könntest du uns sagen, wohin du gehst, wenn du das Haus verlässt?‘ – nicht genug sind, kommt nun noch eine neue Mitspielerin dazu. Meine Mutter. Erfahrene Eltern wissen was das bedeutet. Den Rest von euch kläre ich nun auf.
Meine Eltern und ich sitzen gemütlich beim Kaffee und plaudern über Gott und die Welt. Irgendwann kommt das Thema Kinder auf und ich beginne mein Leid zu klagen. Wie schwierig es doch mit der Kleinen ist. Problemlos kann ich einige Beispiele der jüngsten Vergangenheit erzählen. An dem höheren Musikpegel erkenne ich, dass die Betroffene aus dem Zimmer kommt.
„Weisst du, ich mag die Kleine sehr, aber manchmal ist es schwierig.“ Irgendwie hoffe ich, dass meine Mutter merkt, dass ich das Thema wechseln möchte. Weit gefehlt! Grosseltern lieben ihre Enkel (und das In-den-Schutz-nehmen). Das wird mir nun zum Verhängnis.
„Ach du warst auch nicht besser.“ Danke, darauf habe ich gewartet. Ich versuche mit einem Handzeichen ihr klar zu machen, dass ich nicht darüber reden will.
„Erinnerst du dich nicht? Du warst auch nicht gerade lieb zu uns.“ Darauf folgen einige Beispiele von Beschimpfungen meinerseits, die ich hier nicht wiedergeben kann. „Und artig warst du gar nicht, geschweige hast du dein Zimmer in Ordnung gehalten.“
Ich blicke über die Schulter meiner Mutter und sehe die Kleine. Sie hat das breiteste Lächeln aufgesetzt. Als sich unsere Blicke treffen, lässt sie ein lautes „Ha!“ von sich hören, wirft den Kopf in den Nacken und tänzelt in ihr Zimmer zurück. Das wird mich wohl die nächsten Monate verfolgen. Ich komme zum Schluss, dass ich meine Pubertät noch nicht abgeschlossen habe. Denn Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden…
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